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    4 days ago

    In dem rbb-Interview erhob jedoch der Gedenkstätten-Leiter schwere Vorwürfe gegen die israelische Regierung: “Das habe ich noch nie erlebt und ehrlich gesagt, das möchte ich auch nie wieder erleben, tatsächlich gedrängt zu werden. Einem Enkel einer Holocaust-Überlebenden das Wort zu versagen, das ist wirklich das Schlimmste, was ich in 25 Jahren Gedenkstättenarbeit erlebt habe.”

    Ein Sprecher der israelischen Botschaft sagte dem Magazin Spiegel: “Die Entscheidung, mit Omri Boehm einen Mann einzuladen, der Yad Vashem als Instrument politischer Manipulation bezeichnet, den Holocaust relativiert und sogar mit der Nakba verglichen hat, ist nicht nur empörend, sondern eine eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer.”

    Nichts zeigt besser, dass man das Gedenken nicht politisch instrumentalisiert als einen Nachfahren von Holocaustüberlebenden aus einer Gedenkveranstaltung rauszudrängen.

    Der in New York lehrende Boehm hat unter seinen Vorfahren selbst Holocaustüberlebende. Seine Thesen und Bücher, wie etwa “Israel - eine Utopie”, werden weltweit wahrgenommen, polarisieren aber auch. Der Philosoph vertritt eine kritische Haltung zur Regierung seiner Heimat Israel und zur dortigen Gedenkkultur.

    Ebenjene “Gedenkkultur” die offenbar dazu dient, die Gegenwart zu rechtfertigen und die das Recht der Opfer und Nachfahren auf Anerkennung und Gedenken daran misst, wie ihre Gesinnung zum heutigen Staat Israel ist.

    Boehm wurde 2024 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für sein Buch “Radikaler Universalismus” ausgezeichnet. In seiner Dankesrede forderte er im Namen der deutsch-israelischen Freundschaft auch harte Kritik aus Deutschland zum Nahost-Konflikt. Ihm zufolge gibt es Fehler auf allen Seiten.

    Ich teile Boehms Sicht, dass die deutsche Haltung zu Israel, bestehend aus Verharmlosen, Verschweigen und unttätigem Zusehen sowohl für die Menschen in Israel, wie auch für alle Jüdinnen und Juden in Deutschland und Europa sehr viel Schaden anrichtet. Gerade wenn man sich den inzwischen offenen Schulterschluss zwischen europäischen Rechtsextremen, die oft harte antisemitische Haltungen vertreten, mit der Regierung Netanyahu ansieht, ist es umso gefährlicher, dass diese Netanyahu-Regierung auf das Gedenken in Buchenwald derart Einfluss nehmen kann.